Oh my God(stone)!!!

Das Gerede unter den anderen Rallywägen in Goodwood scheint unsere Cookie dazu veranlasst haben, die Sache mit der Rally nach Südsibierien nochmal zu überdenken. Nach dem perfekten Start am Sonntagvormittag sind wir nach - bereits jetzt - legendären 80 Kilometern in South Godstone/ Blindley Heath in Surrey mit einem technischen Defekt liegen geblieben.

Nachdem wir uns weder mit dem ersten, noch dem zweiten oder einem anderen Gang mehr bewegt haben und es unter fürchterlichen und ohrenbetäubenden Krach mit einer blockierenden Vorderachse mit weniger als Schrittgeschwindigkeit gerade noch zur nächsten Ausfahrt geschafft haben, sind wir dann mit Fragezeichen und Sorgen im Gesicht vor unserer stotternden Cookie gestanden. Als erstes haben wir dann mal Warndreieck, Frustschutzbärchen von Corinna und Mariazeller Lebkuchen ausgepackt. Anscheinend hat das gleich soviel Aufmerksamkeit erregt, dass uns nicht nur eine sehr britische und furchtbar nette Anrainerin Tee mit Milch und Shortbread gebracht hat, sondern darüber hinaus noch ein Paar - Clara und Connor - mit ihrem Auto stehen geblieben ist und uns Hilfe angeboten hat. Die haben wir dann auch in Anspruch genommen.

Schnurstracks sind Clara und Connor also nachhause gefahren, haben zwei kleine Rampen und Wagenheber sowie Werkzeug geholt. So konnten wir Cookie mal genauer unter die Lupe nehmen. Noch bevor die Automobile Association (der britische ÖAMTC) mit einem Pannenfahrer eingetrofen ist, haben wir den Schaden eigentlich schon identifiziert gehabt (mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das vordere Differential). Eine große Hilfe war der Pannenfahrer im Großen und Ganzen eh nicht, er hat uns nur mit Nachdruck klar gemacht, dass er weder Erstazteile, noch eine Werkstätte hat, die das Auto am Sonntag anschaun kann. Wenn man so will, war das nach der Panne der zweite richtige Downer des Tages.

Unter herzzerreißenden Knirschen, Knacken und Krachen haben wir Cookie dann mit ca. einem km/h dann mal zum nächstgelegenen Parkplatz gebracht. Connor und Clara, die gleich daneben wohnten, haben uns dann zum nächsten local Pub gebracht und wir haben mit einem kühlen Bier (nicht Kopf wohlgemerkt) unser Krisenmanagementprogramm hochgefahren und jede einzelne Möglichkeit Cookie wieder flottzubekommen durchdacht. Insgesamt war das eine sehr ernüchternde Übung, weil jeder einzelne Lösungsansatz sehr schnell im Sand verlaufen ist. Nach einem durchwachsenen Abend in dem von Nepalesen betriebenen local Pub in South Godstone - to cut a long story short - haben wir dann keine andere Möglichkeit gehabt, als im Auto zu übernachten, was wir auch getan haben.

Am nächsten Morgen haben wir dann mit den ersten Sonnenstrahlen mit Hochdruck weiter drann gearbeitet, Cookie wieder flott zu bekommen. Sehr, sehr ernüchternd war die erkenntnisreiche Info eines Schrotthändlers mit dem wir telefoniert haben, nämlich dass der Suzuki Wagon R+ niemals in der Allrad-Version nach U.K. exportiert wurde. In Kombination mit der Tele-Pannenhilfe von der Werkstätte unseres Vertrauens in Wien - Past & Bernhardt -, die ergeben hat, dass wir genau ein Ersatzteil genau von unserem Wagon R+ Modell brauchen. Zählt man diese beiden Erkenntnisse zusammen hieß das im Klartext: Wenn wir fahren wollen, müssen wir nach Ersatzteilen in Kontinentaleuropa Ausschau halten.

Gesagt getan. Und wir sind auch relativ schnell fündig geworden. Allerdings ist unsere Allrad-Version so selten, dass es für wirklich nirgendwo allradspezifische Teile gibt und wir in ganz Europa sage und schreibe lediglich zwei (2!!) Wagon R 4WD zum Verkauf gefunden haben. Nachdem wir dann gleich einen davon (in Rastatt/ Deutschland) für uns reserviert haben, sind wir zum Gatwick Airport in der Nähe ge-Uber-t, haben uns dort über den ÖAMTC Schutzbrief einen Fiat 500S von Avis ausgeborgt, sind zur Cookie, haben das wichtigste Zeug umgeladen, sind über den Kanal nach Dünkirchen übersetzt, haben in Profondeville übernachtet (wo wir nachts um 01:30 angekommen sind) und waren am Dienstag Nachmittag bei Carbox24 in Rastatt. Während wir unterwegs waren, haben wir noch ein paar Telekonferenzen mit den Spezialisten von Past & Bernhardt geführt, die uns gesagt haben auf was wir alles schaun sollen beim Teileausbau in Deutschland.

Die Leute von Carbox24 in Rastatt haben unsere Notlage gleich erkannt und haben uns nicht nur einen Rabatt auf die Teile gegeben, sondern den dortigen (baugleichen) Wagon R sofort in die Werkstatt geholt und in einer Stunde vollkommen (!!) zerlegt, uns Getriebe inkl. Differential, Zwischengetriebe und beide Antriebswellen ausgebaut. Der deutsche Wagon R+ musst dafür allerdings sein Leben lassen und wird nun wohl weiterhin als Teilelager dienen. Obwohl es nicht ganz einfach war die ganzen Teile in den winzigen Fiat 500 zu bekommen, waren wir am späten Nachmittag schon wieder Richtung Ärmelkanal unterwegs (mit Übernachtung wieder in Belgien, knapp hinter Luxemburg) und sitzen in dem Moment gerade auf einer Fähre zurück nach England.

Wir planen Cookie heute noch zu einer Werkstätte, mit der wir schon einen Termin ausgemacht haben, schleppen zu lassen und sie dann so schnell wie möglich wieder flott zu kriegen. Wenn alles wie geplant läuft sind wir am Wochenende wieder in Wien.

Haltet uns die Daumen!

P.S.: Wir entschuldigen uns bei den Mechanikern und feinfühligen Suzuki-Liebhabern unter unseren Lesern für die grafische Darstellung von Gewalt an Automobilen! :)

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Kommentare: 6
  • #1

    Stephan Müllner (Donnerstag, 20 Juli 2017 04:02)

    Lieber lukas Lieber Sohn Florian

    Ganz toll wie euer einmaliges Pech mit doch etwas Humor meistert
    Weiter kopf hoch und alles erdenklich gute bei eurer weiterfahrt

  • #2

    Yrsa (Donnerstag, 20 Juli 2017 04:35)

    Kopf hoch - es kann ja nur noch besser werden�

  • #3

    Karl Lenz (Donnerstag, 20 Juli 2017 05:14)

    Servus Florian (unbekannterweise)!
    Ich habe heute am 20. Juli den link von deinem Opa in Muggendorf bekommen. Ich wünsch euch alles Gute! Hoffentlich war das euer letztes Problem auf dem Weg in die Mongolei. Olls Guate!

    lg karl

  • #4

    Roland KLUG (Donnerstag, 20 Juli 2017 07:16)

    Na das is ja ah Pech ............aber das Glass is immer halbvoll!!!!!............Besser jetzt als dann irgendwo in der tiefsten Pampa!
    Noch alles Gute und keine Pannen mehr
    Kopf Hoch!!!!!!!!!!!!!!
    Mfg
    Roli

  • #5

    Bernhard Wank (Freitag, 21 Juli 2017 00:48)

    Hallo Jungs,
    die 1. (unfreiwillige) Sonderprüfung geht mit Bravour an Euch - jetzt geht es richtig los. Wir fiebern alle mit Euch mit. Danke für die aktuellen Berichte - alles Gute!
    Papa Wank

  • #6

    GZ S90815/01-EU18/01 Einsichtsbemerkung 1 (Freitag, 21 Juli 2017 06:31)

    Mit Wohlwollen darf hiermit eine Stellungnahme der ho. Dienststelle übermittelt werden. Es ist hervorzuheben, dass die in der Dienststelle XY erworbenen Krisenmanagementfähigkeiten do. nun zweckmäßig angewandt werden. Wie in Gutachten BZgh Punkt 7 Abs 7 festgehalten, erhöht sich im Rahmen der Kooperation mit Partnerstaaten die Effizienz und Effektivität wenn Kapazitäten situationselastisch angewandt werden können. Die Lage wurde in diesem ho. vorliegenden Fall mit allen Notwendigkeiten junktimiert und die Lage richtig beurteilt. Es wird jedoch angemerkt, dass die Notwendigkeit besteht, zeitnah und unter Einbindung relevanter Fachdienststellen und informierter Vertreter dieser einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Interoperabilität, speziell im Bereich Gerät, zu erarbeiten. S0 wird hiermit mit der Koordinierung der Einleitung des Koordinationsprozesses beauftragt.